Pottkoken, Pferde und Plattdeutsch schnacken

 

Erster Filmabend des Dorfkulturkreises nach vier Jahren Pause zieht fast 200 Gäste an

 

 

 

WIETZEN. Einige waren gekommen, um die alten Pferdefilme und Wietzener Originale zu sehen, andere, um die verschiedensten Sorten Topfkuchen zu probieren und mit Nachbarn und Freunden zu schnacken – möglichst auf Plattdeutsch. Der erste „Pottkokenabend“ des Dorfkulturkreises (DKK) Wietzen nach vier Jahren größtenteils pandemiebedingter Pause fand jetzt im Dorfgemeinschaftshaus Holte so viel Anklang, dass die Veranstalter immer noch mehr Stühle heranschleppen mussten: Fast 200 Gäste wurden gezählt.

 

Vor 43 Jahren sei der allererste „Pottkokenabend“zu seinem Namen gekommen, erzählte DKK-Vorsitzender Wilhelm Lüdeke den Besuchern, unter denen auch viele „Auswärtige“ waren. Damals  hätte man die Vortragsreihe „Wie wör dat fröher“ ins Leben gerufen und überlegt, den Zuhörern ja vielleicht auch etwas zu essen anbieten zu müssen. „Wir könnten ja Salzstangen hinstellen“, hätte jemand vorgeschlagen, aber das wurde schnell verworfen, als ein anderer meinte: „Wi könnt ja Pottkoken backen.“ Ja, Topfkuchen, das passte! Und seitdem wird in Wietzen auch am Abend Kaffee getrunken und Pottkoken gegessen.

 

Das Helferteam war angesichts des Ansturms dieses Mal dann aber doch überrascht, und so wurden die rund 20 gespendeten, frisch gebackenen Pottkoken in etwas dünnere Stücke geschnitten und serviert, sodass jeder genug abbekam. Den Auftakt machte ein Film mit dem Titel „Fredi spannt an“ aus dem Jahr 1988. Darin zeigte der im vergangenen Jahr verstorbene Fredi Dunker seine Leidenschaft, die Pferde, mit denen er Kutsche fuhr, aber auch Äcker pflügte und in Urlaub fuhr. Auch der zweite Film hatte Pferde, oder besser: Ponys zum Inhalt. Mit ihnen war Willi Kühling, ein weiteres Wietzener Original, jahrzehntelang unterwegs und im ganzen Dorf bekannt. „Gut geputzt ist halb gefüttert“, so lautete stets sein Motto. Und auf Willem Lüdekes Frage, wer im Saal denn einst als Kind auf Willis Ponys geritten war, hoben ganz Viele die Hand.

 

Die Pferde waren an diesem Abend die Klammer, die Jung und Alt, Männer und Frauen verband. Lüdeke hatte tief im Filmarchiv gegraben und zeigte nach der Kaffeepause Aufnahmen aus der Zeit zwischen 1938 und 1988: digitalisierte Filme, die sein Vater Heinrich noch vor und während des Zweiten Weltkrieges gedreht hatte. Da sah man die die Männer und die Pferde, die beinahe wie auf einem Ausritt fröhlich durch die sommerliche Tundra des Jahres 1941 zogen – um beim Wintereinbruch den Rückzug aus Russland anzutreten, fast eingefroren, während minus 40 Grad herrschten.

 

Aber auch fröhliche Filmausschnitte waren zu sehen: von ersten Turnieren des Reitvereins Wietzen in den 1960er- und -70er-Jahren, vom Pferdemarkt in Broksen und Hochzeiten, bei denen die Reiter Spalier vor der Kirche standen. Im Anschluss wussten der 90-jährige Fritz Ottermann, einstiger Lokalmatator, und Gastwirtssohn Heinrich Schierholz aus Bockhop noch manche Anekdote zu erzählen, die sie mit Pferden erlebt hatten.                                           DH